Aus der Chronik der Schützenkameradschaft Mustin

Zusammengestellt und ergänzt von Richard Parbs

Vorstand 1952
Als sich 1951 einige schießsportfreudige Männer zusammenfanden, um die Tradition der seinerzeit noch als NS-Organisation bezeichneten Kyffhäuserkameradschaft, die vor dem Zweiten Weltkriege in Mustin in gutem Ansehen stand, aufzunehmen, bestanden noch nicht die Möglichkeiten zur Gründung eines Schützenvereins. Erst 1952, als der Kreiskulturverband des Kreises Herzogtum Lauenburg gegründet wurde und ein Bürger der Gemeinde Mustin einen Sitz im Kreisausschuß hatte, wurde dieser Wunsch der Männer unserer Gemeinde Mustin Wirklichkeit. Siebenundzwanzig vaterländisch, sportlich gesinnte Männer fanden sich auf Einladung des damaligen Bürgermeisters Hans Drenckhahn zusammen, um zu pfingsten des Jahres 1952 gemeinsam mit der Gründung des Kreiskulturverbandes des Kreises Herzogtum Lauenburg hier in Mustin eine Vereinigung mit der offiziellen Bezeichnung SCHÜTZENKAMERADSCHAFT MUSTIN E.V. von 1952 ins Leben zu rufen.

Das Protokoll, vom 1. Schriftführer Werner Wetzel angefertigt, berichtet über die Gründung wie folgt:

Auf Einladung hatten sich am 5. 5. 1952 in der Gastwirtschaft Manz in Mustin 27 Männer eingefunden.

Walter Jabs hatte außerdem den Vorstand der Ratzeburger Schützengilde eingeladen. Erschienen waren die Schützenbrüder Kürzten, Lilienthal, Voß und Holm. Hans Wittfoot sprach zunächst über den Zweck der Zusammenkunft, nämlich Gründung einer Schützengilde und des weiteren über die Gestaltung des pfingstfestes. Die anwesenden Mustiner erklärten sich mit der Gründung einer Schützengilde einverstanden und gleichzeitig ihren Beitritt. Danach wurde der Vorstand gewählt, und zwar zum Vorsitzenden Johannes Hack jun., zum Schriftführer Werner Wetze, zum Kassenführer Walter Wiencke, zum Schießwart Karl Dunkelmann, Heinz Slawig als Stellvertreter. Einstimmig wurde beschlossen, das Pfingstfest in der alten Form auch in Zukunft wieder zu feiern. Auf Wunsch des Landrats Wandschneider in Ratzeburg sollen die diesjährigen Kreiskulturtage am pfingstsonntag in Mustin anläßlich des geplanten Waldfestes eröffnet werden. Das Rahmenprogramm, welches durch den Kulturausschuß der Gemeinde Mustin festgelegt wurde, nämlich am 1. Pfingsttag die Weihe einer Gedenktafel am Ehrenmal, am 2. Pfingsttag die Gründungsversammlung des Kreiskulturverbandes, die Eröffnung der Kreiskulturtage durch den Landrat Wandschneider, die Gestaltung der Nachmittagsveranstaltung durch den Vortragskünstler Hameister, Lübeck, der Volkstanzgruppe Mölln, sowie der Mustiner Chöre, und am 3. Pfingsttag ein Kinderfest mit der Kasperbühne pechascheck durchzuführen, wurde von den Mitgliedern einstimmig gebilligt und beschlossen, außer diesen genannten Veranstaltungen am 2. und 3. Pfingsttag, nachmittags ein preisschießen und am 3. Pfingsttag das Schießen auf die Königsscheibe durchzuführen. Walter Jabs erbot sich Gewehre und Munition zu beschaffen. Auf Grund dieses Beschlusses kommt der Schützenverein nur als finanzieller Träger des Waldfestes in Frage. Diese Tatsache wurde ebenfalls gebilligt. In den Festausschuß für die Gestaltung des Waldfestes wurden gewählt: Hans Wittfoot, Johannes Kiehn, Johannes Klenow, Heinrich Greve, Richard Kärbel und Heinz Wiencke. Es wurde beschlossen, mit dem Ausbau des Schießstandes und Festplatzes durch freiwilligen Arbeitsdienst der Schützenbrüder alsbald zu beginnen.

Schluß der Sitzung 24 Uhr gez. Werner Wetzel V. g. w. Schriftführer

Sie finden die originalen Protokolle im Fotoalbum

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Auf dem Heidberg

Zusamengestellt und ergänzt von Richard Parbs
Am Denkmal 1957

Am 1. Juni 1952 wurde die Gedenktafel für die Gefallenen und Vermißten des Zweiten Weltkrieges an unserem ehrwürdigen Kriegerdenkmal 1914/18 angebracht.

Am 2. Pfingsttage wurde das offizielle 1. Pfingst- und Schützenfest auf dem Heidberg, in der Weise wie es der Tradition entsprach, gefeiert. Am ersten Pfingstfeiertag wurden die Pfingst- und Schützenfeste mit dem Preisschießen eingeleitet. Offiziell aber wurden die Schützenfeste erst am zweiten Feiertag mit dem Schuß auf die Königsscheibe eröffnet. Der Ummarsch und die Abholung des alten Königs schlossen sich an. Kyffhäuser-Kameradschaft und Schützenabordnungen der Nachbarvereine nahmen als Gäste am Schützenfest teil. Mit einem Festball endete der erste Festtag. Der 3. Pfingsttag wurde um 6 Uhr mit dem Wecken eingeleitet. Um 7.30 Uhr fuhr die Kameradschaft nach Kittlitz zum Kameraden Polley. Hier gab es die begehrten Käsebrote mit Buttermilch und Korn. Im Schützenzelt auf dem Heidberg wurde in der Zwischenzeit das Königsfrühstück vorbereitet. Obermusikmeister Hans Wittfoot gab mit der damaligen Kapelle Eschke ein Platzkonzert. Die Schützen und ihre Gäste saßen an der Tafel, und auch einige Ehefrauen der Schützen hatten sich zum Frühstück eingefunden. Die Begrüßungsansprache an der Königstafel hielt der 1. Vorsitzende, damals Schützenmajor Johannes Hack. Nach dem Frühstück hielt der alte König seine Abdankungsrede. Die Proklamation des neuen Königs wurde durch den Schützenmajor vorgenommen. Die beiden besten Schützen waren 1. und 2. Ritter des neuen Königs, die ebenfalls bei der Proklamation bekanntgegeben wurden. Der beste Schütze der Jungschützen wurde zum Prinzen ernannt. Am Nachmittag wurde in einem Festmarsch der neue König zum Heidberg eingeholt. Hier fanden die verschiedensten Kinderbelustigungen statt, das Preisschießen wurde fortgesetzt und die Damen versuchten sich beim Taubenpicken. Das war die alte Tradition der Mustiner, am 2. und 3. Pfingstfeiertag das Heidberg- Schützenfest zu feiern. Hieran wurde eisern festgehalten. Ursprünglich nannte man es Dammschießen, genannt nach dem Wald "Mustiner Damm", in dem diese Veranstaltung stattfand. In den zwanziger Jahren wurde ein Platz auf dem Heidberg, eine Waldfläche, die an den Mustiner Damm angrenzt, hergerichtet und dort ein Schießstand für Kleinkaliber erstellt. Dieser aus Holz aufgeführte Bau fiel im letzten Kriege einem Feuer, von spielenden Kindern entfacht, zum Opfer. Wohl mag es beim 1. Schützenfest 1952 auf unserem Festplatz und Schießstand noch etwas beschämend ausgesehen haben. Die Zielstrebigkeit, ein fester Wille und die richtungweisende Haltung einer Anzahl Kameraden, haben die Hoffnungen, die wir damals hatten, Wirklichkeit werden lassen. Und es gelang neben einer ganzen Anzahl fortschrittlicher und neuzeitlicher Um- und Ausbauten in unserer Gemeinde eine Vereinigung stärker werden zu lassen, sowohl in ihrer Zahl, als auch in ihrer kameradschaftlichen Verbundenheit, manches in früheren Jahren Versäumte nachzuholen. Alljährlich wurde das traditionelle Pfingstfest auf dem Heidberg, mit dem inzwischen aus seinen primitivsten Anfängen Schritt für Schritt verbesserten Schießstand, gefeiert. Zum ersten Mal wurden beim Schützenfest 1961 die neuen automatischen Anzeiger öffentlich benutzt, die im Verlauf des Jahres 1960 angeschafft waren.

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Der Abschied vom Heidberg

Zusammengestellt und ergänzt von Richard Parbs
Der Heidberg um 1920

Pfingsten 1963 wurde auf dem Heidberg der letzte "Heidberg-Schützenkönig" proklamiert. Mustin stand damals fünf Tage lang im Zeichen seines Schützenfestes. Es wurde am Sonnabend vor Pfingsten mit dem Kommers eingeleitet und endete am Mittwoch mit dem Katerfrühstück im Schützenhof. Böllerschüsse leiteten am Sonnabendnachmittag das Pfingst- und Schützenfest ein. Am Abend trafen sich die Schützen auf einem Kommers. Hier zeigte Walter Jabs seinen Farbfilm von der Fahnenweihe der Schützenkameradschaft, die im Herbst des vorigen Jahres, am Sonnabend, dem 13. Oktober 1962, stattgefunden hatte. Die Jungschützen erheiterten die Gäste mit kleinen Einlagen. Der 1. Vorsitzende der Kameradschaft, Johannes Hack, wurde zum Oberst befördert. Bei den Veranstaltungen, die traditionsgemäß abliefen, konnte der 1. Vorsitzende Gäste aus den benachbarten Schützenvereinigungen Hollenbek, Kastorf, Mölln, Ratzeburg und Lehmrade begrüßen. Die Mustiner Kyffhäuser-Kameradschaft war mit einer starken Fahnenabordnung vertreten. Beim Königsfrühstück, das traditionsgemäß am 3. Pfingsttag stattfand, gab der 1. Vorsitzende Johannes Hack in seiner Ansprache bekannt, daß die Schützenkameradschaft zum letzten Mal auf dem Heidberg das Pfingst- und Schützenfest begehe. Der letzte "Heidberg-König" Walter Jabs erhielt bei der Proklamation einen Ehrendegen, den künftig alle Schützenkönige tragen sollten. Am Dienstagnachmittag wurde der neue König im Festzug von seinem Haus zum Festplatz geführt. Hier wurde das Preisschießen fortgesetzt. Am Mittwoch endete das letzte Mustiner Heidberg-Schützenfest mit einem Katerfrühstück. In der Nähe des Schützenhofes wurde ein geeignetes Gelände erworben, auf dem im kommenden Sommer der neue Schießstand errichtet werden soll. Noch im Herbst soll das Schießen auf dem neuen Stand beginnen. Auf diesem Gelände werden zukünftig auch die Schützenfeste stattfinden.

Das war der Abschied vom Heidberg.